Mexiko Revisited: Reiseauftakt an der Riviera Maya

Ich liege im Bett, über mir dreht der Ventilator quietschend seine Runden. Der Abendregen hat für Abkühlung gesorgt. Die Sonne ist bereits untergegangen und kann das Wasser auf den nassen Straßen nicht mehr verdampfen. Vor dem Fenster unseres Hostels ...

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Lateinamerika, Reisebericht

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Mexiko Revisited: Reiseauftakt an der Riviera Maya

Ich liege im Bett, über mir dreht der Ventilator quietschend seine Runden. Der Abendregen hat für Abkühlung gesorgt. Die Sonne ist bereits untergegangen und kann das Wasser auf den nassen Straßen nicht mehr verdampfen. Vor dem Fenster unseres Hostels direkt am Zócalo, dem zentralen Platz Méridas, spielt sich das Leben ab. Er ist das Herz der yukatekischen Hauptstadt, die wichtigsten Verkehrsadern pumpen Automassen durch ihn hindurch, vorbei an unserem Fenster schieben sie sich hupend, tuckernd und reifenquietschend durch die Straßen. Alle 40 Sekunden kommen Fußgänger zu ihrem Recht. Dann spielt die Ampel einen Dreiklang und alle, die sich in Mexiko nach Ampelphasen richten, wechseln rasch die Straßenseite, bevor der Autostrom die Lücke wieder schließt.

Über den Verkehrslärm hört man die Klingeln der Streetfood-Händler und das Gewirr spanischer Stimmen. Irgendwo spielt jemand Posaune, vielleicht auf dem Zócalo, vielleicht aber auch direkt vor unserem Zimmer. Kurz: Ich habe keine Schwierigkeiten, einzuschlafen.

Mérida, Mexiko

Planung ist Silber, Pesos sind Gold

Willkommen in Mexiko. Wir sind seit fast einer Woche unterwegs und gewöhnen uns erst langsam an den Gedanken, dass unsere Reise noch weitere 23 Wochen dauern wird – durch Mexiko, Kolumbien, Ecuador, Bolivien und Chile. Den Reiseauftakt macht die Riviera Maya mit Cancún und Tulum, bevor wir weiter in das Innere der Halbinsel Yucatan vordringen, nach Valladolid und Mérida – aber der Reihe nach.

Nach rund 11 Stunden Flug erreichen wir Freitagnacht die Hitze von Cancún. Für die erste Nacht haben wir in Deutschland bereits ein Airbnb gebucht, die restlichen 179 Nächte wollen wir unsere Unterkünfte spontan buchen. Unser Plan geht nicht auf, denn das bereits aus Deutschland gebuchte Airbnb ist verwaist; niemand reagiert auf klingeln oder rufen. Beladen mit Gepäck für ein halbes Jahr Südamerika vom heißen Mexiko bis ins kalte Patagonien stiefeln wir 200 Meter die Straße hinunter zum nächsten Guesthouse – für 400 Pesos (rund 20 Euro) ist der Besitzer bereit unser Problem zu lösen. Das Zimmer ist klein, warm und nicht sehr leise – aber sauber, und das reicht. Wir fallen ins Bett und in einen unruhigen Schlaf.

Maya-Rentner in Tennissocken

Wie beim letzten Besuch in Cancún lautet die Devise am nächsten Morgen: Nichts wie raus aus dieser Stadt! Mit unserem Mietwagen machen wir uns auf den Weg nach Tulum, entlang der Riviera Maya Maya-Reste betrachten. Wer bei Riviera Maya an die französische Riviera denkt, wird von der Realität enttäuscht: Die Carretera 307 läuft zwar entlang der Küste, das Meer allerdings versteckt sich hinter einem Dschungel aus Baustellen, mit denen neue Touristenattraktionen geschaffen werden, sowie hinter einem echten Dschungel, der Stück für Stück den Baustellen weicht.

An den zahllosen, mal mehr, mal weniger fertig gestellten Freizeitangeboten für amerikanische Touristen vorbei wartet der Zugang zu Tulum. Die bis zur Eroberung Yucatans noch bewohnte Stadt ist eines der Highlights der Riviera Maya – mittlerweile wohnen hier lediglich Leguane, dafür kommen aber viele Touristen. Gegenüber anderen Maya-Siedlungen genießt sie nämlich einen großen Vorteil: Sie bietet nicht nur Steine, sondern auch Strand. Am Tempel des Windgottes (Templo del Dios del Viento) rechts halten, hinter dem Castillo die Treppe rauf – schon wartet der Blick auf das wunderbar-blaue Wasser der Karibik. Angeblich war Tulum ein wichtiger Hafen während der Maya-Zeit – auf mich wirkt es eher wie das Domburg von Yucatan. Leicht kann man sich eisessende Maya-Rentner mit aufgemalten Tennissocken vorstellen, die hier ihre Urlaubstage verbracht haben.

Tulum, Mexiko

Mittendrin statt nur dabei

Von Tulum aus geht es nach Señor, einem Ort, dessen Größe bei Google Maps die höchste Zoom-Stufe voraussetzt. Hier heißt uns Antonio, ein echter Maya-Nachfahre und Geschäftsmann mit einem Faible für klassische deutsche Musik à la Rammstein willkommen. Die Unterkunft ist angenehm kühl und ruhig, zumindest bis zwei Häuser weiter die Musikanlage für eine Hochzeit getestet wird, die bald stattfindet. Sehr bald sogar, wie sich abends herausstellt – die Feier geht bis in die Nacht und auch ohne eingeladen gewesen zu sein, dürfen wir uns musikalisch als Teil der Festivitäten fühlen. Begleitet von mexikanischen Rhythmen schlafen wir ein. In Deutschland wird man als Kind ins kalte Wasser geworfen, um Schwimmen zu lernen – in Mexiko wird man von allen Seiten beschallt, um auch bei widrigsten Umständen Schlafen zu lernen.

Die nächste Station heißt Valladolid. In etwa mittig zwischen Cancún und Mérida gelegen, ist die Stadt ein kleines yukatekisches Juwel und wir haben das unverschämte Glück, auf Anhieb ein hochkarätiges Hostel zu einem vernünftigen Preis zu finden. Die Perle am Empfang überzeugt uns schnell davon, zwei Nächte statt der geplanten einen zu bleiben. Was für ein Luxus, denn wir können durch die Straßen schlendern, hervorragendes französisches mexikanisch-schweizerisches (Korrektur, siehe unten im Bereich Tipps) Eis essen und eine spannende Lightshow zur Geschichte Yucatans an den Mauern des ersten Klosters Lateinamerikas erleben. Statt eines Besuchs von Chichen Itza, der vermutlich berühmtesten Ruinenstadt Yucatans, entscheiden wir uns für ein Bad in einer Cenote – einem der unterirdischen Seen, deren Entstehung lose mit dem Ende der Dinosaurier zusammenhängt, aber so genau habe ich den Wikipedia-Artikel nicht gelesen.

Valladolid, Mexiko

Is this the real life?

Nach zwei Tagen in Valladolid brechen wir in Richtung Río Lagartos an der Nordküste Yucatans auf. Unser Ziel: Las Coloradas, pinke Salz-Lagunen und Mekka von Instagram-Pilgern. Selten klaffen Realität und Pseudo-Realität weiter auseinander: Das wunderbare Pink auf den Fotos der Influencer stellt sich als ein matschiges Grau mit leicht rosafarbener Tönung heraus. Vielleicht liegt es am Wetter oder am Füllstand des Reservoirs – oder an den Photoshop-Fähigkeiten der Generation Y. Als Werber darf ich dagegen kaum etwas sagen. Trotzdem: Für uns ist die Hafenpromenade des heruntergerockten Río Lagartos spannender und interessanter als die 50-Peso-pro-Person-Photo-Op dreißig Minuten weiter die Küste entlang.

Las Coloradas, Mexiko

Über Izamal, die „Ciudad Amarilla“ voller gelber Gebäude, geht es am nächsten Tag weiter nach Mérida. Wir haben in fünf Tagen rund 750 Kilometer auf mexikanischen Straßen zurückgelegt und checken nun stilecht in das Hostal Zócalo ein. Das Hostel im Kolonialstil wirkt wie aus dem Filmset von „Mr. und Mrs. Smith“ entnommen und bietet Zimmer zu vergünstigten Preisen an. Vor Ort erfahren wir, warum: Derzeit werden Renovierungsarbeiten durchgeführt. Uns soll es recht sein – laut ist es in Mexiko ja schließlich sowieso. Und solange man ein bisschen aufpasst, wohin man tritt, brechen die Fliesen auch nicht so schnell heraus. Abends genießen wir auf dem Balkon vor unserem Zimmer noch ein paar Bier, bevor es ins Bett geht. So langsam kommen wir an.

Izamal, Mexiko
Mérida, Mexiko
Mérida, Mexiko
Mérida, Mexiko

Tipps: Das Beste aus Yucatan

In Valladolid

Hostel La Candelaria
Das Hostel La Candelaria liegt ganz in der Nähe des Zócalo, an einem ruhigen kleinen Platz. Der Staff ist super nett und es gibt leckeres Frühstück. Tolle Empfehlung in Valladolid!

Calle 35 201, Candelaria, 97780 Valladolid, Yucatán
Kosten für ein Zwei-Personen-Zimmer: 510 MXN (Stand 2018, ca. 24 Euro)

Wabi Gelato
Das beste Eis in Valladolid gibt es in einer Seitenstraße zum Zócalo. Die Inhaberin ist eine schweizerische Einwanderin, die den Laden gemeinsam mit ihrem Mann schmeißt, vorne Eisdiele, hinten Wohnung. Die Eisherstellung erfolgt mit lokalen Zutaten und auch das Handwerk der Eisherstellung hat die Besitzerin in Mexiko erlernt. Absolute Empfehlung!

Calle 41 197A, Centro, 97780 Valladolid, Yucatán
Kosten für ein mittelgroßes Eis: 60 MXN (Stand 2018, ca. 2,8 Euro)

Moroni's Pizza
In Mexiko gibt es an jeder Straßenecke leckeres Essen, aber wer in Valladolid eine Pizza essen will, sollte zu Moroni's gehen. Die Pizzen sind à la México und haben ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis: Selbst mit viel Hunger reicht eine „Grande“ für zwei Personen!

Calle 39 Entre 38 & 40, Valladolid 97780, Yucatán
Kosten für eine Riesen-Pizza: 130 MXN (Stand 2018, ca. 6 Euro)

Cenote „Zaci“
Mitten in Valladolid liegt diese wunderschöne Cenote, die ab mittags auch sehr gut besucht ist. Sie liegt nicht komplett unterirdisch, sondern ist nur etwa zur Hälfte bedeckt und der größte Teil des Wassers ist damit in der Sonne. Der Eintritt ist mit 30 Pesos pro Person sehr günstig. Wer sich traut, kann von rund 6 Metern ins Wasser springen!

Calle 36 x Calle 39 y 37, Valladolid 97780, Yucatán
Eintritt pro Person: 30 MXN (Stand 2018, ca. 1,5 Euro)

In Mérida

Hostel Zócalo
Das Hostel Zócalo liegt direkt am zentralen Platz von Mérida, es gibt Zimmer mit Blick auf den Zócalo und Schlafsäle nach hinten. Während unseres Aufenthalts wurde das Hostel renoviert, insbesondere die Duschräume können ein Update vertragen. Aber sie sind sauber und das koloniale Ambiente vom Hostel kann sich sehen lassen!

Calle 63, Centro, 97000 Mérida, Yucatán
Kosten für ein Zwei-Personen-Zimmer: 450 MXN (reduziert, Stand 2018, ca. 21 Euro)

El Apapacho Mérida
Das vermutlich beste Restaurant in Mérida, wenn man vegetarisch essen möchte (allerdings gibt es auch leckere Optionen mit Carne). Tolle Atmosphäre und nette Bedienung + günstige Preise.

Calle 62 354 x 41 y 43, Centro, 97000 Mérida, Yucatán
Essen für zwei: ca. 300-350 MXN mit Getränken und Nachtisch (Stand 2018, ca. 14-16 Euro)


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